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Frankfurt - Region Montpellier

in 6 Tagen

Eine Radtour erlebt und aufgeschrieben von Torben Jabben



Die Tage vor der Abfahrt:


Meine Reise beginnt eigentlich nicht am Tag der Abfahrt, sondern schon vielmehr die Wochen und Tage vorher. Gerade bei Radtouren ist es extrem wichtig sich über die Frage des Gepäcks, des verwendeten Fahrrads, der Gepäckträgerkonfiguration, usw. schon frühzeitig Gedanken zu machen.
Jedes mitgenommene Teil trägt ja zum Gesamtgewicht des Fahrrads bei und muss per Muskelkraft transportiert werden, andererseits kann ein fehlendes Kleidungsstück gerade bei wenig Gepäck tödlich sein, wenn das Wetter doch anders sein sollte als Gedacht. In Anbetracht dessen, daß ich "Tagesmärsche" in der Region von 200km vorgenommen hatte, wollte ich auf jeden Fall die funktionellste Ausrüstung mitnehmen die möglich war.

Kein Wunder also dass ich Tagelang darüber grübelte was nun mitkommen sollte was nicht, das Globetrotter Kataloge durchgwälzt, Fahrradläden aufgesucht und Gambrinusmitglieder um Leihgaben angehauen werden mussten.
Ein paar der praktischesten "Mitnahme"artikel werde ich im Anhang des Berichts vorstellen.

1 Tag Frankfurt - Rheinufer (bei Rastatt)

Um 9:00 Uhr morgens ging es los, ich verliess meine Wohnung, mit dem komischen Gefühl einer Fahrt ins ungewisse, obwohl ja eigentlich daran nichts ungewiss ist, wenn man eine Reise -im Herzen Europas- mit festen Ziel antritt.
Zu Anfang war erstmal ganz schnöde Kilometerfressen auf der B3 angesagt und im nachhinein muss ich sagen waren gleich die ersten 4 h bis Heidelberg ein Motivationstiefpunkt.

Scheiss Wetter, das Rad ungewohnt schwer, unhandlich und ein wirklich steifer Gegenwind in Verbindung mit einem Gefühlocktail aus Unlust/Angst und Feistigkeitsbetrachtungen waren nicht dazu angetan die Stimmung zu heben. Ein weiterer physchologischer Faktor der noch hinzukommt ist, daß dadurch das ich vor der eigenen Haustür gestartet bin, einem die ersten Stunden die Gegenden also absolut bekannt sind (als Radfahrer sowieso), nichts ist neu und dazu angetan den Alltag vergessen zu machen

Ab Heidelberg stieg die Motivation dann auch beträchtlich, auch wenn der Wind weiterhin konstant gegen mich war. Über Karlsruhe, Rastatt erreichte ich dann nach 8 1/4 h Fahrt Plittersdorf, ein kleines Kaff am Rheinufer gelegen, wo ich campte.

Übrigens, für alle Nachahmer, dieser Campingplatz ist nicht zu empfehlen. Es sei denn Ihr steht auf einen durchorganiesierten Moloch mit haufenweise Wohnwagen (fest installiert mit Lattenzaun) und .....,...... ach scheiße ich denke ihr wisst welch spiessiges Camperpack ich meine. Der Fairniss halber ist aber zu erwähnen das der Campingladen ein ausgezeichnetes Weizenbier führt.


Strecke: 185 km, reine Fahrzeit: 8 1/4 h



2 Tag Plittersdorf (bei Rastatt)- Seppois (30km nordwestlich von Moulhouse)

Den Tag werde ich glaube ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen.
Von der ersten Minute an tut mein rechtes Knie weh.

Was tun ?
Pausieren ?
Weiterfahren ?

Mit dem mir eigenem Hang zu Selbstmordaktionen natürlich weiterfahren.

Also sehr malerisch am Rheinufer lang, das Wetter hat sich zum Glück zum positiven gewandelt, dann nach ca 1h fahrt mit der Fähre über den Rhein auf französischen Boden. Hier führt die D486 lang, die mich für die nächsten 180km begleiten sollte. Wer frz. Landstrassen kennt weiß wie schön und monoton (vor allem in der Rheinebene) zugleich diese Strassen sein können.
Abwechslung kam dann erst wieder als ich auf genannter Strasse Straßburg durchqueren wollte, eigentlich -laut Karte- ganz einfach: Bleib auf der D486 und Du durchquerst Strassburg von Norden nach Süden.
Verpeilt wie ich nun mal bin, kenne ich jetzt auch den Westen und den Osten von Strassburg. Mehr als 1 1/2h bringe ich damit zu diese scheiss Stadt zu durchqueren, mit dem ganzen Gepäck, dem schmerzenden Knie und Autostrassen die unvermutet zu Autobahnen werden, ein Albtraum der besonderen Art.

Nach einer Spielfilmlänge finde ich aber dann doch die D486 wieder und die Reise ging ,sehr ruhig, über Colmar die Rheinebene lang weiter.
Da ich nach der Strassburgepisode keine Lust habe auch noch Mulhouse zu durchqueren mache ich einen Riesenbogen drumherum. Verfahren habe ich mich auf diesem Weg zwar nicht mehr, aber dafür wird mir dann doch ganz deutlich klar das westlich der Rheinebene die Vogesen liegen !!! Nach 8h fahrt also sind es dann noch weitere 40 km, durch hügeliges Gebiet, zu dem einzigen Campingplatz der auf der Michelin Karte verzeichnet ist. Zu meiner allergrössten Freude beginnt nun auch mein anderes Knie spirenzchen zu machen.
Beide Knie tun jetzt richtig weh, fahren war nur noch sehr langsam möglich und ich war inzwischen fast fest davon überzeugt mit diesen Knien die nächsten Tage nicht fahren zu können.

Wer viel Fahrrad fährt weiss, es gibt während jeder Fahrt Hoch und Tiefpunkte und eigentlich hätte ich zu diesem Moment volle Berechtigung für einen Tiefpunkt gehabt (zumal wenn sich noch ein Platten einstellt). Zum Glück war aber der zu diesem Zeitpunkt schon überwunden. So kurz vor dem Ziel war ich zum Glück schon in dem Scheißegal Physcho-Modus. Nach 226km Fahrt, 9 3/4h reiner Fahrzeit und vielleicht 11 1/2h Reisezeit kam ich dann völlig fertig an. Mit einer völligen leere im Kopf baue ich stumpf das Zelt auf (die Gambrinusjungs die bei der diessjährigen Rennradalpenüberquerrung teilgenommen haben kennen das ja), gehe Duschen und koch mir meine Nudeln.


Strecke: 225 km, reine Fahrzeit: 9 3/4 h



3 Tag Seppois - Isle sur le Doubs (1 zu 1 Abschrift aus dem Reisetagebuch)

Heute habe ich mir ein wenig Zeit für mich genommen. Durch nun beide Knie gehandicapt war an viel Fahren sowieso nicht zu denken. Also habe ich mir morgens ein bisschen Zeit gelassen, Reifen flicken, frühstücken, langsam machen. So um 11.35 Uhr bin ich aber dann trotzdem losgefahren. Beide Knie voll am Burnen ging es wirklich nur mit zusammengebissenen Zähnen, immerhin 64 km in 3h.

Vorbeigekommen bin ich an einem wunderhübschen Städtchen namens Montbeliard, zu blöd nur nur, dass Sonntags sogar die Cafee's zu haben. Aber mein Campingplatz heute ist dafür mehr als eine Entschädigung, direkt an der breiten aber seichten Doubs gelegen, mit netten Publikum (auch Zelte) traumhaften Blick auf einen malerischen Ort Isle sur le Doubs.

Morgen wird es spannend was die Knie sagen, schliesslich will ich weiterkommen.


Strecke: 64 km, reine Fahrzeit: 3 h



4 Tag Isle sur le Doubs - Louhans

Die erste Frage des Tages war heute, was tun die Kniee. Naja geht eigentlich, also Zelt einpacken und los. Das Frühstücken nach dem Aufstehen habe ich jetzt aufgegeben, besser ist es 1h zu fahren und sich dann in irgendeinem Supermarkt was holen.

So komme ich also recht früh weg und die Knie tun zwar weh aber es ist nicht mehr ganz so schlimm wie am die Tage davor. Also immer schön gemächlich die Doubs lang, auf recht einsamen flachen (aber nicht zu flachen) Strassen gen Besancon.

Irgendwo auf diesem Weg fällt mir etwas auf, dass nur jemanden aufstossen kann, der die Veränderungen doch recht langsam mitbekommt (also ein Radfahrer oder Wanderer), ich bin im Süden. Beinahe umerklich geschieht um mich herum das, was einen Flugreisenden der aus dem Flugzeug steigt oft beinahe erschlägt, die Leute sind anders, die Strassen sind anders dreckig, mir scheint es das die Häuser in den Dörfern sogar anders verfallen.
Mit dieser Erkenntnis verbindet sich bei mir sofort ein Urlaubsgefühl, dass mir die Tage davor ein wenig abgegangen ist und trotz meiner Knie macht das Fahren richtig Spaß.

Vorbei an der sehenswerten Festung von Besancon (verfahren inklusive), durch das nicht weniger sehenswerte Dole biege ich dann nach ca 6h Fahrzeit südlich Richtung Bourg en Bresse ab. In ein Gebiet oder eine Landschafstform, die mich noch die nächsten 300km noch begleiten wird. Umheimlich dünn besiedelt, sehr ländlich, aber trotzdem hügelig. Diese Art von hügeln, die zügiges Vorankommen beinahe unmöglich macht, aber ein hervorragendes Training ist, weil man ständig zwischen lockern Pedalieren und kraftvollen Wiegetritt (35kg Fahrrad wollen gewuchtet werden) wechselt. Das Wetter hat inzwischen zu einer abolut stehenden Hitze gewechselt und nach 8 1/2h Fahrzeit und 190 gefahrenen Kilometern muss ich feststellen mir an der Nase einen ausgewachsenen Sonnenbrand geholt zu haben.


Strecke: 190 km, reine Fahrzeit: 8 1/2 h



5 Tag Louhans - Condrieu (25 km südl. von Lyon)

Seit meinem Strassburgdesaster hatte ich einem Horror vor diesem Tag. Durch eine so grosse Stadt wie Lyon mit dem Fahrrad zügig durchkommen zu wollen, wenn ich das noch nicht mal mit dem vergleichsweise provinziellen Straßbourg schaffe, nein Danke, UNMÖGLICH.

Also ganz weit drumherum mit dem Ziel hinter Lyon die Rhone zu kreuzen, die mich dann weiter Richtung Montpellier begleiten sollte.

So zumindest der Plan, aber die erneute Hitze und ein für Hügellandschaften ungewöhnlich starker Gegenwind liessen die Reise zu einer Tortour werden. Zumal so langsam auch der Körper erste Reakionen auf meinen Effort zeigte (mal abgesehen von den Knien), aber mein Puls fing echt an mir sorgen zu machen. Pulsfrequenzen im normalen Tempo um 100 und selbst bei Steigungen nicht uber 140, selbst bei Maximalleistung nicht über 160 Hz zu bekommen. Spätestens das machte mir klar das langsam ich ein paar Tage ruhe brauchte.
Aber viel verblüffender war mein anhaltender unersättlicher Durst an diesem Tag. In jedem Ort musste ich mir mindestens eine Dose Orangina oder ähnliches ziehen um überhaupt noch Motivation zum weiterfahren zu finden, obwohl meine Zunge von dem Zuckerwasser und der extrem pappigen Grapefruit rose Schorle, die ich den Tag davor in meinen Trinkflaschen hatte, schon ganz aufgelöst war. Aber egal stundenlang saß ich im Sattel um mich herum nahm ich nicht viel wahr, in meinem Kopf einzig das perverse Verlangen nach noch mehr Kaltgetränken, Saft,Wasser mit und ohne Kohlensäure,Orangina Orange,Orangina rose,Milch alles egal hauptsache viel davon und KALT musste es sein. Ich kann mich an keinem Tag in meinem Leben errinern an dem ich soviel getrunken habe wie an diesem (so viel unalkoholisches, meine ich ), nachträglich habe ich mal überschlagen und ich komme auf, ungelogen, 10-11 l Flüssigkeit.

Mit diesem komischen Wechsel zwischen Trinken und Fahren verbrachte ich den ganzen Tag, bis so knapp hinter Lyon nach etwa 160 km Fahrt mich der völlige Einbruch einholte. Mit einem Mal ging garnichts mehr, ich hatte diese Phase erreicht, wo einem nur noch der kalte Schweiss steht und man nicht mehr die Wahl hat welches Marschtempo man nun vorlegen will. Mit der Geschwindigkeit die vielleicht ein verdurstender in der Wüste vorlegt, bewegte ich mich auf meinem Rad vorwärts um irgendwie den nächsten Campingplatz zu erreichen, der aber laut Karte noch mindestens 40km weg war.

Irgendwie weiter, durch Vienne (schade das ich so kaputt war) an die Rhone und dann den Fluss entlang runter bis zum nächstbesten Campingplatz in Condrieu. Hier klappte ich um trank eine 2 Liter Flasche Pepsi und rauchte erstmal 3 Gitane hintereinander weg. -Muss ein lustiger Anblick gewesen sein- Duschen, in das Restaurant vom Campingplatz wo mir ein schönes Steak mit Fritten und Mayo nebst einem Pastis 51 wieder ein wenig Spannkraft gibt.


Strecke: 200 km, reine Fahrzeit: 10 h



6 Tag Louhans - Ales

Um ehrlich zu sein, ich diesem Tag hatte ich keine Lust mehr, weder auf Fahrradfahren noch auf Hitze.

Der Tag davor hatte mich doch deutlich merken lassen, was ich mir hier eigentlich abverlangte und es war jetzt erstmal genug.
So fuhr ich denn 40 km bis zum nächstliegenden Bahnhof und setzte mich in den Zug liess mich 100km transportieren, stieg in ??? aus und fuhr nochmal 90km mit dem Rad nach Ales, der Ort den ich mir als Startportal zu meinen Erkundungen in den Parc National de Cevennes ausgesucht hatte.


Strecke: 130 km, reine Fahrzeit: ca. 6 h


Anhang:


Praktisch waren...... folgt noch .....


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