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Gambrinus goes Greece

Montag, 8. Aug, Longos - Kalavrita - Longos

Seit acht Tagen gammeln wir nur vor uns hin. Die Hitze und der Bier-Konsum lassen keine wilderen Manöver zu.
Nach wildem Motorsport die Italienische Ostküste entlang haben der "Erste Vorsitzende" und ich die Fähre Bari - Patras auf den letzten Drücker erwischt und sind nach zwei Tagen in Athen nun auf dem Lande, bei Aegion, nördl. Pelloponnes. Judith und Nico bevorzugen den Strand wie auch all die vergangenen Tage, während wir für heute einen kleinen Wetter- und Hitzetest auf dem Rad wagen möchten. Gegen 11.00h von Longos über Aegion in die Berge landeinwärts. Ab hier fährt man nur noch durch einzelne Dörfer und trifft wenige Menschen, bestenfalls in Autos fahrend. Die glauben dann oft nicht was sie da sehen und es kann passieren, dass man angegafft wird. Ist dann nicht bös` gemeint.
Anfang August sind die Rosinen reif (Korinthen, kleine Weintrauben - für die "Korinthenkacker" unter uns) und man kann sich unterwegs durchaus mal daran erfrischen. Die durchschnittliche und allgemein sehr konstante Steigung lag bei etwa 4-6 Prozent und die Strecke führt entlang sehr schöner Hänge, etwas kurvig, wenig Schatten ins Gebirge. Nach etwa 33km die ersten kurzen Rampen und eine Pause bei Cola, Fritten und Tzatziki. Wir erfahren, dass es bis Pteri noch etwa 6-7.5 km bergauf geht, dann jedoch der Rest bis Kalavrita recht eben sei. Tatsächlich beginnt etwa 7 km später eine kurze, wellige Abwärts-Passage die gute 25 km anhält. An der Kreuzung nach Patras nehmen wir, nach zeitiger Warnung durch Dritte, den richtigen Weg nach Kalavrita. (ist aber auch sichtbar ausgeschildert) In Griechenland stehen überall die Ortsnamen in Kyrillischer als auch in Lateinischer Schrift, was auch dem nicht- Griechen Orientierung verschafft. Nach der Abzweigung Richtung Patras führt die Strasse nach Kalavrita durch ein hügeliges Hochplateau in die Stadt.
Knapp 60 km nach Abfahrt am Strand sind wir gegen 15.30 auf etwa 1100m im Ski-Ort der im Sommer nur für seine Milchprodukte bekannt ist. Der "Erste Vorsitzende" und ich trinken zwei "Mythos" teilen uns eine Vorspeisenplatte und wechseln zum Kaffee trinken die Lokalität. Man trinkt in Griechenland gerne und viel eiskalten Kaffee. Das tun wir auch und treten die Heimfahrt an.
Da ich einen speziellen Käse aus diesem Städtchen gerne auf Spaghetti reibe kaufe ich einen und binde den Kopfgrossen Ball zum amusement des "Ersten Vorsitzenden" an den Lenker meines Vehikels. Planmäßig folgt ja nun bloß Abfahrt da ist ein Kilo mehr am Lenker O.K. Die Abfahrt ist Anfangs etwas weniger Abfahrt, das legt sich aber nach 7 km. und es folgen sehr nette 20 km in Richtung Strand. Ziel ist das Stranddorf "Paralia Trapezis" von wo aus es Westwärts den Strand entlang zurück nach Longos geht.

Donnerstag, 11. Aug, Longos - Patras - Pyrgos

Nachdem der "Erste Vorsitzende" und ich zwei Wochen Erholung nebst einer Ausfahrt genossen hatten und meine Freundin samt ihrem Bruder sicher in Athen verwahrt ihren Flug erwarteten, machten wir uns heute auf den Pelloponnes zu umrunden. Packtaschen und Notwendigstes an Gepäck waren am Vorabend gepackt und montiert, das Haus abgeschlossen und die ersten 30 km rollten wir westwärts nach Patras. Wir brauchten noch irgendein Hunde-Abwehr-Spray (wegen der herumtreibenden Köter nötig) und was im Bauch!
Es gibt da eine Sandwich-Kette, die unbeschreiblich leckere Sandwichs produziert, welche individuell zu belegen sind, was den Novizen durchaus überfordern kann. Das belegen kann variieren von "…Ich faste/mache Diät…", über "…Ich brauche was für die nächsten 100 km...", bis zu "…der Typ soll da mehr Mayo zwischen Bacon und Fritten streichen!"
Nach erfolgreichem essen erfahren wir, dass so Sprays wie wir es suchen in Griechenland illegal sind. Ein Polizist rät uns gegen die Hunde Bambusrohre zu nehmen, was wir erledigen, als wir aus der Stadt Westwärts raus fahren. Den Bambus klemmen wir an das Oberrohr was mich an eine Griechische Redensart erinnert. Wenn jemand überheblich und selbstherrlich ist, alles weiß und alles kann, sagt man "Der hat den Bambus geritten!" …
Die Strecke führt entlang einer besseren Landstrasse die in Griechenland Nationalstrasse genannt wird und den Status einer Autobahn hat. Unser heutiges Ziel liegt noch etwa 85 km vor uns und die Tour ist gerade einen halben Tag alt, als ich einen Platten habe. Ein sehr netter Steinmetz versorgt mein Rad mit Luft und unsere Flaschen mit Wasser. Davon trinkt man übrigens eine Menge, doch dazu später mehr.
Nach dem Platten und dessen Behebung fahren wir auf Rat des Steinmetzes weiter die Nationalstrasse anstatt wie wir es vorhatten durch sämtliche Dörfer einer kleineren Strasse zu folgen. Etwa 10 km vor Pyrgos finden wir einen sehr netten Campingplatz, äußerst günstig mit super Sandstrand an der Westküste des Pelloponnes. Nach ein paar Biers und einem "Platsch" in das "Gezeitensee" schauen Herr W. und ich einen tollen Sonnenuntergang an und leeren noch mehr Biers! Zu essen gibt's lecker Fleischspieße ("Souvlaki") mit Fritten und Salat für die Gesundheit, und so.
ES EMPFIEHLT SICH: Einen Schlafplatz weit weg von Familien mit kleinen Kindern zu suchen, oder gleich am Strand zu pennen.

Freitag 12. Aug, Pyrgos - Zaharo - Pylos

Nach einer sehr langen Nacht und einem turbulenten Morgen, verschob sich unsere Abfahrt um etwa vier Stunden und entsprechend mussten wir umdisponieren. Das anvisierte Tagesziel wurde um etwa 50 km und einen höheren Hügel vorverlegt und die Frequenz ein wenig gesteigert. Hohe Frequenz bedeutet hohe Verbrennung, hohe Verbrennung führt in der Regel zu Hunger und den bekämpften wir mit Huhn, Fritten, Universaldip, Salat und einem Mittags-Bier. Man muss ja nicht gleich übertreiben, man hat ja noch was vor heut. Neun km nördl. von Zaharo befindet sich die Kneipe die uns das alles auftafelte. Dann ging es insgesamt flach weiter, am Meer entlang durch Olivenhaine und immer heiß! Schon am Vortag und zur Ausfahrt nach Kalavrita war uns der übermäßige Wasserkonsum aufgefallen. Mittags am Berg geht leicht ein Liter Wasser auf fünf bis sieben km bei circa 5-6 Prozent Steigung.
Auch auf den flachen Etappen wie dieser hielten wir daher öfter an Tanken um Wasser und/oder feiste Kaltgetränke zu kredenzen. Der Grieche an sich gibt ungern kostenloses Leitungswasser ab, wenn er zu siebzig cent Cola verkaufen kann.
In Gialova, einem Dorf vor Pylos war ein netter Campingplatz mit Engländer an der Reci und buntem Publikum. Nach Ankunft ging ich ins Meer und setzte mich ins Wasser um der Sonne tschüss zu sagen und dann duschen zu gehen. Als ich mein Rad / Wohnmobil / Beförderungsmittel / Schrank zu unserem Platz zurückschiebe wo der "Erste Vorsitzende" bestimmt schon schnieke wartet, dass man mal was essen gehen kann, fragen mich zwei Jungs wo ich herkomme und ob ich denn verrückt sei.
ES EMPFIEHLT SICH: Die Einheimischen nicht einfach vor die Tatsache zu stellen, dass man den Pelloponnes auf dem Rad umrunden möchte. Viele halten einen dann für nich' ganz knusper.
Die beiden trafen wir beim Essen wieder und nach vorzeigen der geplanten Route auf der Karte und Erklärung warum wir Bambus mithaben wünschte man sich gute Nacht.
ES EMPFIEHLT SICH: Wenn man kein Zelt dabei hat darauf zu achten wo man seinen Schlafsack platziert. Nicht etwa wg. Regen, Gewitter oder ähnlichem. Es geht hier um einen Feind der von unten kommt. Ameisen.
Nachdem ich die erste Nacht kaum geschlafen hatte beschloss ich die Nacht von vornherein am Strand zu verbringen. Eine tolle Aussicht, quer über den kleinen Golf von Pylos auf die Stadt Pylos. Nach einigen "Mythos" schlief ich gut ein, bis mich eine stunde darauf eine laute penetrante Stimme aus dem Schlaf riss. "Have you Check-in?! Have you Check-in?! Hello! Have you Check-in?!"
Der Schlaf des "Ersten Vorsitzenden" wird gestört! Meiner im übrigen auch. Ich antworte auf Griechisch was das Problem sofort aus der Welt schafft. Das Nächste folgt sofort. Eine Gruppe Griechen platziert sich direkt neben unserem Lager. Unter anderen Umständen wär das ein Lustiger Abend geworden, aber ich wollte schlafen. Ein wenig Taschentuch im Ohr tat wunder und ich wachte erst am Morgen auf als eine Gruppe Griechen richtig laut wurde! Zu früh zwar aber in Ordnung.

Samstag 13. Aug, Pylos - Kalamata - Sparta

Ein Kaffee und eine Zigarette. Das reicht erstmal. Mittach macht man mittachs. Heute soll die Tour ihr Gesicht in vielerlei Hinsicht ändern. Wir fahren nun Ostwärts statt nach Süden, und werden nach Kalamata für eine ganze Weile bergauf fahren müssen. Bisher war alles recht Flach und die Tagesrunde nach Kalavrita hatten wir ohne Packtaschen gemacht. Nun galt es den Taygetos, einen der gefürchteten Berge des Pelloponnes zu erklimmen. Mit Gepäck und dem vollen Programm. Einen kleinen Vorgeschmack gab uns eine Erhebung, östlich von Pylos im Landesinneren. Es war erst zehn und schon deutlich über 30 Grad warm. Nach 50 recht welligen Kilometern erreichten wir Kalamata. Die Abfahrt Aus den Hügeln zur Stadt vermittelte einen ganz bestimmten Eindruck. Es war fast 13:00h als wir bei etwa 35-45 km/h bergab das Gefühl hatten in Oregano gewälzt in einem Backofen zu sitzen. Das Zeug wächst da wild, die ganze Gegend riecht danach. In Kalamata am Hafen nahm der "Erste Vorsitzende" zunächst eine ordentliche Menge Schwein zu sich um darauf ein paar Fritten mit U-Dip zu packen. In Anbetracht des uns erwartenden Berges zog ich eine Portion gebratener Sardellen vor. Zack, noch Salat und Cola hinterher und ab geht's. 1160 Höhenmeter am wärmsten Tag des Jahres. Mittags von etwa 14:00 bis 17:30, wenn ich das recht entsinne. Hatten wir uns nicht vorgenommen Mittags mal Pause zu machen und dafür Morgens mehr zu fahren?
's geht doch auch so. Diesen Berg hatten wir als das erwartet was er war. Böse. Wir waren mental auf das Monster vorbereitet und am Beginn des Anstiegs ließ ich den "Ersten Vorsitzenden" ziehen. Ich mag aufwärts fahren nicht so besonders und gehe es daher langsam an. Serpentinen wechseln sich ab mit teils geraden Passagen, aber immer bergauf, teils 9-10 Prozent. Ich hatte zuvor noch super Respekt vor dem Berg gehabt aber mit jedem Kilometer wurde er mir sympathischer. Wasser war jedoch so ein Punkt der irgendwie noch eine Rolle spielte, ich hatte nämlich kurz vor Gipfel keins mehr. Aber dann ging alles sehr schnell und nach etwa 5 langen Min. war ich am Gipfel und sah Herrn W. schon warten. Am Gipfel des Taygetos wurden wir nach einem Nescafe-frappe und zwei bis vier Zigaretten gefragt ob wir "professionals" wären. Die Abfahrt war sehr angenehm zu fahren, schnell, kurvenreich, gut asphaltiert. Dennoch zog es dem "Ersten Vorsitzenden" aufgrund der Gewichtsverteilung (Packtaschen hinten) den Vorderreifen hinfort und ihn selber auf den Asphalt. Außer einer angerissenen Hose gab es nichts zu beklagen.
Gemach rollten wir in Sparta ein. Der Campingplatz war klein, leicht antiquiert und im Vergleich teurer als die vorigen, aber in Ordnung. Liegt etwa 3.5 km östl. von Sparta und hat nen Pool. Ich hatte den Eindruck, als wären nur wir beide, zwei hübsche Französinnen und ein Paar aus Sindelfingen mit Camper-Bus auf dem Platz. Daher war ich auch ganz froh dort nur eine Nacht zu verbringen. Die Duschen waren sauber aber alles irgendwie undicht, was den "Ersten Vorsitzenden" vermuten ließ, dass der Laden so teuer ist um mal sanieren zu können.
ES EMPFIEHLT SICH: Massen an frischem Autan in die Gegend und überhaupt nach Griechenland mitzunehmen. Die Viecher sind der Hammer! Da helfen keine Zelte noch Hauswände!

Sonntag 14. Aug, Sparta - Skala - Leonidio

Sparta gönnten wir am Morgen die üblichen Verdächtigen "Kippe und Kaffee" und weg waren wir, in Erwartung eines gemütlichen Berges und einer gemütlichen Abfahrt. Nach einigen Kilometern rollten wir aus einer Gebirgigen Gegend um Sparta in die Ebene um Skala ein. In Skala einer Kleinstadt nah am Meer wollten wir nach 42 km was essen. Robby schlug eine ganz nette Kneipe nach der anderen vor ich meinte jedoch was besseres finden zu müssen und dann war die Stadt auch schon zu Ende. Skala ist sehr klein. Wir aßen Mittach und bereiteten uns auf einen gemütlichen Berg und eine gemütliche Abfahrt vor. Aus Skala fuhren wir ostwärts und dann nach Norden Richtung Kosmas und Leonidio. Leichte Hügel, dann herab in ein Tal. Der Berg begann, ohne dass wir es bemerkten in einer ewig langen Geraden nach einer dezenten Rechtskurve. Ich hielt kurz an, dem Ruf der Natur folgend und als ich wieder auf dem Rad saß war Herr W. bereits weit vorne. "Den hol ich mal kurz ein." Nachdem ich eine halbe Stunde hinter ihm her war merkte ich erst: wir sind längst am Berg und jede Anstrengung ist eine zu viel. Die ewige Gerade zog sich weiter vor uns den Berg hinauf und ich ließ ihn ziehen. Langsam änderte sich die Gegend, die Höhenmeter addierten sich und als die ewige Gerade vorbei war und in eine fast schon erlösende Linkskurve mündete platzte die Zylinderkopfdichtung. Taschentücher hatte ich noch aber es muss für die vorbeifahrenden ein schockierender Anblick gewesen sein. Ein Radfahrer allein und hilflos blutend in der Pampa. Das Schöne ist, dass mir mehrfach Hilfe angeboten wurde.
ES EMPFIEHLT SICH: Hilfe die angeboten wird falls man sie nicht braucht oder möchte, geduldig abzulehnen. Der Grieche hat wenig Verständnis für Radfahrerei in der Wildnis. Und bei Massivem Druckabfall durch Nasenbluten hört jeder Spaß auf. Daher, geduldig Hilfe ablehnen.
Der Berg welcher so hinterhältig kam entwickelt sich zu einem wahren Thriller, für Kopf und Beine. Nach einigen Kurven und Geraden bei knapp 5% Steigung erscheint plötzlich eine Wand, eine von der man weiß, "da geht's rauf." Viele Serpentinen, viele Höhenmeter und der "Erste Vorsitzende" schon lang außer Sicht. Ist jetzt eh egal. Ich muss da jetzt rauf.
Ich erinnere mich an eine Beifahrerin die sich bekreuzigt als sie mich sieht, einen Busfahrer der schaut wie: "Was? Noch einer?", eine Kapelle wo ich Wasser erbettle und Robby auf der Spitze des Berges nach Wasser fragend. Wir hatten Durst!
Das Dorf liegt etwa einen Kilometer hinter dem Gipfel ist sehr hübsch, sehr laut und voll. Es heißt Kosmas und die Jugendlichen werden den gesamten Winter wenn sie eingeschneit sind über die zwei krassen Radfahrer reden die ihr Dorf mit dem Rad samt Gepäck erreicht haben und den Pelloponnes umrunden. Nach einem schrecklichen Nes-frappe in einem sehr extravaganten Glas rollen wir gen Abfahrt, die zunächst viel versprechend beginnt. Bald merke ich, dass ich mehr treten muss als ich möchte und dann ist das keine Abfahrt mehr. Ich meckere vor mich hin als plötzlich die Abfahrt beginnt. Mit satten 60 km/h rolle ich an Autos und Lastern vorbei ins Tal. Schon nach vier-fünf Min. bremsen, da Pilgerstätte. Autos parken links und rechts an der engen Strasse, Fußgänger tauchen hinter Serpentinen auf, Polizisten lächeln einen verlegen und hilflos an und nach drei Serpentinen ist der Zauber vorbei. Jedoch hält die Abfahrt nicht lange an. Sie wird bald zu einer welligen Tour an Berghängen entlang die irgendwie ans Meer führt. Das Meer sehen wir nach nun zwei Tagen wieder, diesmal am Ostpelloponnes bei Leonidio. Nördlich des Ortes liegt ein sehr netter Campingplatz, dessen Besitzer nichts dagegen haben, wenn die zwei letzten Gäste der Campingkneipe noch um 01:00 Uhr das sechste oder siebte Bier aus dem dunklen Laden holen. Der nächste Tag versprach nichts Spektakuläres und so wurde es später.

Montag 15. Aug, Leonidio - Argos - Korinth

Nach der ersten durchgeschlafenen Nacht seit Anfang der Tour ging es mir an diesem Morgen sehr gut und die kommende Etappe war auf der Karte sichtbar flacher als die letzten beiden. Da konnte ja nichts mehr schief gehen. Wir gönnten uns zum ersten Mal ein richtiges Frühstück mit Ei, Brot, Käse, Salami, Kaffee, Kippe. Um kurz vor zehn waren wir wieder auf dem Rad und es ging eine ganze weile abwärtig gen Norden. Sehr hübsch zu fahren die Route entlang der Küste durch Dörfer und Ministädte. Die ständigen Wellen, Kilometerweise auf und ab den Strand entlang sind dauerhaft recht anstrengend zu fahren und ich war froh, als es vorbei war und der Talkessel von Nauplia begann. Wir fuhren nicht bis Nauplia sondern durch Argos durch Richtung Korinth. Zwischen Argos und Korinth erstreckt sich ein eher bescheidenes Gebirge bis auf eintausend Höhenmeter die von uns jedoch nicht gefordert werden sollten.
Ich weiß nicht wann genau es anfing aber nachdem ich es bemerkt hatte konnte ich nicht mehr sitzen und fuhr etwa die letzten dreißig km der Etappe bis Korinth in notgedrungenem Wiegetritt. Am Kanal von Korinth angekommen fühlte ich mich dann plötzlich sicher und heimisch. Ich war wieder am Nordpelloponnes wo man das Tzatziki ordentlich würzt und die Papiertischdecken mit Klammern fixiert werden. Die Wiege aller Zivilisation.
Leider holten uns mit der Etappe zurück an den Nordpelloponnes auch die Begleiterscheinungen der Zivilisation wieder ein. Müll am Strassenrand, platt gefahrene Kadaver, viel mehr Verkehr als am Südteil der Halbinsel. Auch der Wassertest durch den "Ersten Vorsitzenden" ergab ein trauriges Ergebnis. Schmutziges, stinkendes Wasser. In der Nähe ist halt der Kanal von Korinth, das ganze wirkt wie ein Trichter und der Gammel sammelt sich.
Bei Ankunft haben wir uns direkt am Kanal bei Goodies genährt, bekamen Frisbees geschenkt und gingen campen. Diese Etappe hätte richtig Spaß gemacht hätte mein Arsch nicht all meine Aufmerksamkeit gefordert.

Dienstag 16. Aug, Korinth - Xylokastro - Longos

Vor uns liegen knappe hundert Kilometer, sehr flach, nix großes. Die perfekte Abschluss- und Abschussetappe eben. Gleich zwanzig Kilometer nach Korinth gelüstet es den "Ersten Vorsitzenden" nach kühlem Bier. Es ist ja auch schon kurz vor elf am Mittag. Wir halten, nicht zum letzten Mal heute an einer Taverne nah der Strasse. Einige Bier später rollen wir los worauf mir nach weitern dreißig Kilometern einfällt ich hätte ein Bier zu wenig gehabt als wir vorhin angehalten haben. Darauf halten wir bei einer sehr schönen Strandtaverne mit sehr hübscher Bedienung und blicken aufs Meer während unser Bier kommt. Herr W. War von der Aussicht und den Farben derartig begeistert, dass er sogar sein Bier in der Nähe der Brandung riskierte.
Das erstaunliche an diesem Tag war der Pünktlichste aller Winde und sein Plötzliches Auftreten. In Griechenland spricht man von "den 15t-Augustigen", womit die jedes Jahr um den fünfzehnten August auftretenden Winde gemeint sind. Dieser Wind blies uns den kompletten letzten Tag ins Gesicht und ich hasse Gegenwind. Der vom Bier beflügelte "Este Vorsitzende" übernahm wie auch sonst die größeren Anteile an Vorausfahren, was mir viel Windschatten ermöglichte, über den ich zum ersten Mal sehr glücklich war. Die letzten Kilometer nach Aegion zog mich der Gedanke an die genialsten Souvlakia der Welt vorwärts. Bei Ankunft in Aegion, acht Kilometer vor unserem Ziel, dem Dorf Longos, stellten wir fest, dass der Souvlaki-Mann im Urlaub ist und wir nun auf die Konkurrenz ausweichen müssen. Egal, auch lecker. Doch vor dem Krönenden Abendessen am Ziel der Pelloponnesumrundung müssen wir die letzten acht Kilometer nach Hause Fahren. Runde beenden.
Angenehm knülle kommen wir im Dorf unserer Abfahrt am Nachmittag des 16. 8., einen Tag zu früh nach Zeitplan, an. Eine Dusche, Rasur, zwei Bier und zack, aufs Moped, nach Aegion. Souvlaki essen.

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